Zuviel Bürokratie, zu wenig Zeit für Patienten

Ärztetreffen im Ennepetaler Rathaus

Auf Einladung von Bürgermeisterin Imke Heymann trafen sich Ende November die Ennepetaler Haus- und Kinderärzte mit dem Leiter der Bezirksstelle Bochum/Hagen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVWL) Westfalen-Lippe, Dr. Eckhardt Kampe und Ansgar von der Osten Leiter Sicherstellungspolitik und -beratung der KVWL, im Ennepetaler Rathaus, um über die Situation der ärztlichen Versorgung in der Klutertstadt zu diskutieren.

Dabei mussten sich die Interessensvertreter einiges anhören:

Viele der in Ennepetal niedergelassenen Ärzte sind bereits über 60 Jahre alt und der Fachkräftemangel macht sich auch in den Praxen bemerkbar. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im Bereich der Medizinischen Fachangestellten ist sehr gering und die Kostensteigerungen bei Personal, Umlagen, Mieten und Energie sind erheblich.

Anders als Gewerbe- oder Handwerksbetriebe sind die Ärzte an eine Gebührenordnung gebunden, die Abrechnungssätze sind seit 27 Jahren nicht mehr angepasst worden, so dass diese Preissteigerungen in voller Höhe durchschlagen.

Volle Wartezimmer durch immer weniger Hausärzte sorgen bei den Patientinnen und Patienten für Frust, der oftmals bei den Arzthelferinnen lautstark abgeladen wird. Dabei sorgen die medizinischen Fachangestellten mit ihrer guten Arbeit dafür, dass der Patientenstrom überhaupt noch bewältigt werden kann, so die Ärzte unisono.

Die größte Herausforderung ist jedoch die stetig wachsende Bürokratie, der sich die Ärzteschaft stellen muss. „Ohne diesen Riesenaufwand könnte ich weitaus mehr Patienten versorgen“, so Dr. Karsten Stolz.

Insgesamt wurde festgestellt, dass es schwierig ist, unter den Absolventen des Medizinstudiums „Arztnachwuchs“ zu gewinnen. Junge Ärzte würden lieber eine Gemeinschaftspraxis übernehmen, Einzelpraxen sind nicht attraktiv. Jeder dritte Arzt möchte aktuell lieber in einem Angestelltenverhältnis arbeiten.

Dabei gibt es durchaus Lösungsansätze für die bestehenden Probleme, berichtete Dr. Eckhardt Kampe. Kleinere Arztpraxen könnten entwickelt werden, weitere Ärzte anstellen oder Partner suchen.

Auch ein Medizinisches Versorgungszentrum brachte Dr. Kampe ins Spiel, wie eine solche Einrichtung – auch ggfls. mit Hilfe der Stadt – realisiert werden könne, bliebe zu diskutieren.

Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Thema über die Basis in die Parteien getragen werden muss, damit sich die Länderparlamente und der Bundestag diesem Thema dringend annehmen. Dazu gibt es seit Mitte Oktober eine bundesweite Petition, die fordert, die Rahmenbedingungen für die ambulante ärztliche Versorgung zu verbessern. Um eine möglichst große Beteiligung zu erreichen, bittet die Ennepetaler Ärzteschaft die Ennepetalerinnen und Ennepetaler, die online-Petition, die unter dem Link www.kbv.de/petition-praxenkollaps-verhindern zu erreichen ist, mitzuzeichnen.