Bezugnehmend auf die Fragestellung von Herrn Scherer / Westfalenpost vom 14.08.2024:
- Welche Verkehrssicherungspflichten bestehen seitens der Stadt Ennepetal für diese Bäume?
Bei dem betroffenen Baum handelt es sich um einen Silberahorn, der insgesamt sieben, teils sehr starke Stämme hatte. Drei Stämme neigten sich zur Wiemerhofstraße, vier Stämme neigten sich zum Gelände der Grundschule Voerde. Für Bäume auf öffentlich zugänglichen Flächen und entlang von Straßen gelten gesteigerte Verkehrssicherungspflichten. Solche Bäume müssen entsprechend der Richtlinien für Baumkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit, herausgegeben von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V., einer „fachlich qualifizierten Inaugenscheinnahme“ in Form einer ausführlichen Sichtkontrolle unterzogen werden. Diese Kontrollen sind möglichst so zu legen, dass sie über mehrere Jahre verteilt sowohl im belaubten als auch im unbelaubten Zustand stattfinden. Der betroffene Baum ist im Altersstadium der Reifephase. Der Standort ist von der Sicherheitserwartung als „hoch“ einzustufen, weil sich dort eine Grundschule und eine öffentliche Straße befinden. Das Regelwerk sieht in diesem Fall eine Sichtkontrolle im Intervall von zwei Jahren vor.
Die Stadt Ennepetal lässt jeden Baum jährlich kontrollieren, so auch diesen Baum.
Wenn nach der Regelkontrolle Zweifel über die Verkehrssicherheit (Bruch- und/oder Standsicherheit) und/oder über die zu treffenden Maßnahmen bleiben, sind eingehende Untersuchungen erforderlich. - Wie wurde in der Vergangenheit deren Zustand kontrolliert mit welchen Ergebnissen?
Alle auf dem Grundstück der Grundschule Voerde stehenden Bäume werden jährlich überprüft. Die Kontrolle des betroffenen Baumes erfolgte am 31.01.2024 durch ein beauftragtes und zertifiziertes Fachunternehmen ohne besondere Feststellungen. Bei der Kontrolle wurden keine besonderen Maßnahmen empfohlen oder als notwendig erachtet. - Wer ist für die Pflege und Kontrolle der Bäume in welchen Zeitintervallen zuständig?
Die Stadt Ennepetal im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflichten, die vom Regelwerksausschuss des FLL vorgegeben werden. Hierfür wurde 2019 eine eigene Stelle eingerichtet, die seitdem auch durchgängig besetzt ist. Die Stadt Ennepetal prüft jährlich etwa 3300 Straßenbäume und etwa 3000 Bäume auf öffentlichen Grundstücken. Aus den Prüfungen ergibt sich ein Maßnahmenkatalog von sicherheitsrelevanten und von pflegerischen Maßnahmen. Die Sicherheitsrelevanten Maßnahmen werden entsprechend priorisiert und im Laufe eines Jahres abgearbeitet. - Wann hat die letzte Kontrolle beziehungsweise Maßnahme stattgefunden?
Am 31.01.2024 hat die letzte Kontrolle stattgefunden. Bei einer im belaubten Zustand durchgeführten Kontrolle am 03.05.2022 wurde die Entnahme abgetrockneter und abgestorbener Äste ab 2 cm Durchmesser über Verkehrsflächen empfohlen, diese Empfehlung wurde daraufhin auch umgesetzt. - Wie reagiert die Stadt Ennepetal nun auf diesen Unglücksfall? Haben Sie als Behörde bereits Kontakt zum Opfer beziehungsweise dessen Familie aufgenommen?
Die Stadtverwaltung Ennepetal, sowie Bürgermeisterin Imke Heymann sind tief betroffen und bedauern die Geschehnisse vom 09.August sehr. Die gesamte Sachlage wird zurzeit detailliert und transparent aufgearbeitet. Die Bedürfnisse des Verunglückten und dessen Familie stehen an erster Stelle und werden von der Stadtverwaltung selbstverständlich berücksichtig und akzeptiert. - Welche Maßnahmen folgen für den weiteren Baumbestand in diesem Bereich? Stehen dort potenziell weitere Gefahrenbäume?
Alle bei der diesjährigen Prüfung vorgeschlagenen Maßnahmen werden umgesetzt. Im Fall des Grundstücks der Grundschule Voerde werden Totholzentnahmen und kleinere Rückschnittmaßnahmen an den Bäumen erfolgen. Befänden sich dort Gefahrenbäume, wären diese schon entfernt worden. Beispiele dafür gab es in der Vergangenheit insbesondere im Ortsteil Voerde leider genügend. - Welche Ursache steht hinter dem Umfallen des Baumes?
Die drei zur Wiemerhofstraße geneigten Stämme sind alle im Wurzelbereich gebrochen. Das Holz der Stämme und im Wurzelbereich ist fest, in keinem der Stämme befindet sich morsches oder faules Holz. Der Baum war voll belaubt. Daher ist der Grund bislang nicht erklärbar. Die Stadt Ennepetal möchte sich aus Respekt vor dem Opfer und der Familien öffentlich nicht an Spekulationen beteiligen, aber es gibt mehrere Möglichkeiten, wie es zu dem Unglück gekommen sein könnte. Die Stadt Ennepetal hat bereits einen öffentlich bestellten Sachverständigen beauftragt und wird alles versuchen, den Grund für dieses Unglück zu ermitteln und dies auch in Kooperation mit anderen Behörden tun.
Entsprechend der Empfehlungen der FLL Richtlinie wird die Stadt Ennepetal die betroffenen Baumteile aus Wurzel und Stammbereich zu Beweis- und Untersuchungszwecken aufbewahren, sodass eine Beweisvereitelung ausgeschlossen werden kann.
Da es sich in diesem Fall um ein schwebendes Verfahren handelt und aus Respekt gegenüber der Familie, wird die Stadtverwaltung Ennepetal vorerst keine weiteren Stellungnahmen veröffentlichen.
Die Veröffentlichung der Fragestellung geschieht in Absprache mit Herrn Scherer/ Redaktionsleiter Westfalenpost/ Westfälische Rundschau. Außerdem möchten wir Sie auf den heute erschienen Artikel in der Westfalenpost aufmerksam machen.